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Der Amboss schaut hoffnungsvoll in die Zukunft

Remscheid hat eine der höchsten 7-Tage-Inzidenzen in NRW. Am 18.04.2021 liegt sie mit 342,2 weit über allen Grenzen, die einen Trainingsbetrieb zulassen. Mit dem ersten Vorsitzenden des Remscheid Amboss sprachen wir über das Vereinsleben, mögliche Änderungen, besondere Probleme der Region und Lösungsansätzen. Trotz der angespannten Gesamtlage schaut man beim Amboss positiv in die Zukunft und das nicht nur aufgrund des Stadionneubaus.

Christian Müller hat beim Amboss eigentlich alles schon gemacht, jetzt ist er der 1. Vorsitzende des Vereines (Foto:Stephan Partisch - Football Pix) Christian Müller hat beim Amboss eigentlich alles schon gemacht, jetzt ist er der 1. Vorsitzende des Vereines (Foto:Stephan Partisch - Football Pix)

Oliver von NRW Football: Vielen Dank für deine Zeit. Im American Football, der in NRW stattfindet, kennt eigentlich jeder jeden. Dennoch würde ich dich zu Beginn bitten, dich kurz vorzustellen.
Christian Müller: Ja gerne! Ich bin Christian Müller und 49 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter. Im Jahr 1986 fing ich mit dem Football als Jugendspieler an, das war bei den Remscheid Bergische Löwen. Nach meiner aktiven Zeit in Jugend wechselte ich in den Seniorenbereich. Hier waren meine Stationen bei den Remscheid Bergische Löwen und den Solingen Hurricanes.  insgesamt komme ich auf 26 Spielzeiten. Im Jahre 1999 wurde der Remscheid Amboss gegründet und ich gehöre zu den Gründungsmitgliedern. Hier beim Amboss habe eigentlich alles durch. So war ich hier Spieler, Trainer und seit Ende 2019 bin ich 1. Vorsitzender. Die Trainerlizenz habe ich schon im Jahr 2001 gemacht und war in der Zeit von 2011 bis 2018 der Head Coach von den Herren. ... und Anfang 2020 kam Covid.
 
Oliver: Ja, das ist großes Problem für die Gesellschaft, aber natürlich auch für Vereine. Daher auch meine erste Frage: Wie ist denn die Stimmung bei Amboss?
Christian: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir alle sehr gelassen und unbekümmert sind. Bei einer Inzidenz von über 340 ist das schwierig. Das ist eine der höchsten in NRW und das geht schon seit einigen Wochen so. Keiner kann sagen, wenn sich das beruhigen wird. Das Vereinsleben, wie das Treffen von Freunden, die sportliche Betätigung und der Teamgeist fehlen hinten und vorne. Schon im letzten Jahr haben wir uns auf die Fahne geschrieben, dass wir als Verein enger zusammenrücken müssen. Weiterhin wollen wir unseren Mitgliedern gegenüber transparent sein. Wir versuchen mit allen, so auch den Ehrenamtlichen, Kontakt zu halten und ihnen Perspektiven zu vermitteln. Es wird irgendwann weitergehen, darauf bereiten wir uns vor. Bis dahin muss man es gemeinsam überstehen. Wir bieten für unsere Mitglieder Online-Training an, wir arbeiten mit Huddle und die Teams, inklusive der Jugend- und Cheerleadingmannschaften, halten zweimal in der Woche Sessions ab. Im Jugendbereich ist das schwieriger, denn wer will sich schon nach sieben Stunden Homeschooling nochmals 1 ½ Stunden vor den PC setzen. Dort ebbt es schon etwas ab. Das ursprüngliche Vereinsleben fehlt an allen Ecken und Kanten. Dennoch ist bemerkenswert, wie alle an Lösungen interessiert sind. So wurde im Jahr 2020 ein eigenes Videoformat mit „Amboss Inside“ erstellt (Link: https://www.youtube.com/channel/UCEKfKCK2P953DyoLjajDSSg). Es lohnt, dort reinzuschauen und vieles, auch für Außenstehende, interessantes über den Amboss zu erfahren. Das zeigt, wie viele andere Aktionen auch, wie viele aus dem Verein unter diesen widrigen Umständen das Vereinsleben mitgestallten wollen. Eines ist aber sicher, der Vereinssport wird nach der Pandemie ein anderer sein. Da sind wir Verantwortlichen gefordert, aber hier liegt auch eine Chance für den Football und das Cheerleading.
 
Oliver: Ja, da stimme ich dir zu. Denkst du, dass sich die Vereine in dieser Zeit nicht mehr untereinander austauschen sollten oder müssten?
Christian: Das wäre wünschenswert, aber ich glaube, dass weiterhin das Denken überwiegt, dass jeder Verein seine eigene Entwicklung in den Vordergrund stellt. Aber es gibt auch positive Erfahrungen, denn wir sind mit einem anderen Verein in Kontakt und wollen gemeinsam etwas machen. Da bin ich hoffungsvoll.
 
Oliver: Lass uns einmal über die Weiterentwicklung beziehungsweise die Förderung von Football sprechen. Ich bin nicht der Meinung, dass die ELF für eine bessere Basis des deutschen Football verantwortlich sein wird. Das kann nur durch die Jugendarbeit der Vereine erfolgen.
Christian: Die ELF ist interessant für ranNFL, aber es geht komplett vorbei an der Basisarbeit der Vereine. Das Abwerben von Spielern gibt es schon seit 30 Jahren. Wie häufig wurden von kleineren Vereinen Spieler in die GFL abgeworben. Da muss man sich nicht aufregen, denn es gibt Spieler, die stehen loyal zu ihrem Verein. Für andere ist es ein Hobby. Da gibt es auch Spieler, die sind ehrgeiziger als andere und wollen in der höchsten Liga spielen. Diese Leute wirst du nicht aufhalten können. Das ist auch vollkommen okay.
 
Oliver: Deine Überlegung ist interessant und möchte sie vertiefen, denn es war ja wirklich so, dass unterhalb der GFL die Vereine Leistungsträger verloren haben, die dann Richtung GFL gingen. Heute sind es die GFL Vereine, die eine ähnliche Situation erleben, denn sie verlieren jetzt Spieler in Richtung ELF. Ich lass das mal so stehen! Okay, aber das können wir beide nicht direkt beeinflussen. Lass uns zurück nach Remscheid und dem Amboss schauen. Wie ist denn eure aktuelle Planung?
Christian: Wir planen damit, dass wir ab Mitte Juni die Möglichkeit haben in den regelten Trainingsbetrieb einzusteigen. Das ist optimistisch, aber das muss man auch sein. Ich bin sogar so optimistisch, dass wir ab Mitte August eine verkürzte Saison gehen können. Damit meine ich, du hast ein Heimspiel und drei Auswärtsspiele. Wenn kein Ligabetrieb stattfindet, dann würden wir gerne das ein oder andere Freundschaftsspiel austragen. Wenn das auch nicht stattfinden kann, dann hoffen (und beten) wir, dass wir trainieren können. Wir sind aber insgesamt sehr optimistisch. So oder so, wir müssen weiter daran arbeiten und Leute für unseren Sport zu begeistern. Selbst in dieser Zeit bekommen wir Zuschriften von Leuten, wie Neu- /Quereinsteigern oder anderen Spielern, die gerne bei uns trainieren wollen. Bis vor kurzem haben wir uns noch mit diesen Leuten in unserer Geschäftsstelle getroffen. Unter Corona Auflagen haben wir ein Kennenlernen mit dem jeweiligen Head Coach und mir organisiert. Das Ergebnis war ein Zuwachs von 12 Herrenspielern. Diese Zeit ist gut investiert, es hilft beiden Seiten. 
 
Oliver: Das ist Wertschätzung. Prima! Apropos Investition: Sponsoren ermöglichen den Vereinen vieles, was ansonsten auf der Strecke bleiben würde. Wie stellt sich eure aktuelle Situation bei den Sponsoren dar?
Christian: Wir sind nicht umsonst der „Amboss“. Remscheid ist eine Industrieverarbeitende Stadt. Die Metallindustrie ist bei uns groß, die Firmen haben Schwierigkeiten bei den Lieferketten, die nicht eingehalten werden. Teilweise gehen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wir haben treue Sponsoren, die in dieser schweren Zeit auch weiterhin zu uns stehen, aber es ist auch vieles weggebrochen. Da sind Firmen, die Leute ihre in die Kurzarbeit schicken oder sogar entlassen müssen, da kannst du keinen Verein sponsern. Bei neuen Interessenten hast du das Problem, dass du denen keine Planungssicherheit geben kannst. Nicht das wir uns falsch verstehen, der Verein ist gut aufgestellt und finanziell gesund. Geld ist aber endlich und wir sind für jede Hilfe und Kooperation dankbar. Der AFCVNRW hat dazu ein Seminar „Das Einmaleins der Sponsorensuche“ angeboten, an dem wir auch als Verein teilgenommen haben. Das ist gut und hilfreich. Unser Landesverband macht insgesamt eine sehr gute Arbeit. Dennoch diese Situation mit Corona verunsichert alle, Sponsoren sind zurückhaltend und zeigen keine Weitsicht. Wir Vereine sind eine große gesellschaftliche Kraft, die gerade Kinder und Jugendlichen oder junge Erwachsene mit einbindet. Das ist ein verdammt wichtiger und großer Pfeiler unserer Gesellschaft und absolut förderungswürdig!
 
Oliver: Absolut richtig. Sponsoren wollen gerne einen Vorteil ihrer Bemühungen sehen. Das geht am besten bei einem Gameday. Im letzten Jahr gab es das Angebot vom AFCVNRW in Form einer Freundschaftsspielbörse. Vielleicht wird das wieder ins Leben gerufen...
Christian: Im letzten Jahr begann bei uns der Stadionumbau. Die Coronalage hat uns, aufgrund der hohen Inzidenzen und der Ansteckungsgefahr, zusätzlich verunsichert. Da ist immer mal der eine oder andere Risikopatient im Verein dabei, der sich verständlicherweise rückgehalten hat. Das muss man als Verein auch mitbedenken. Wir haben in sorgsamer Abwägung uns nicht gemeldet. 
 
Oliver: Im Jahr 2018 war ich das letzte Mal bei euch im Stadion. Wie ist der der aktuelle Stand der Arbeiten rund um das neue Stadion?
Christian: Wir haben in dem Jahr das letzte Mal in dem Stadion Reinshagen gespielt. Der Rasen war zum Ende hin katastrophal. Im Jahre 2019 haben wir in Röntgen-Stadion (Lennep) gespielt. Der Umbau der Sportanlage Reinshagen wird schon seit einiger Zeit geplant. In diesen Prozess wurden wir als beheimateter Verein eingebunden und das auch finanziell. Der Amboss bekommt hinter der Tribüne eine Trainingsstätte mit Kunstrasenplatz und Footballlinierung. Der alte Aschenplatz kommt somit weg, die Arbeiten laufen aktuell an. Der Naturrasenplatz wird komplett erneutet, insbesondere die alte Drainage war im Sommer ein Problem. Die Fertigstellung soll im August/September erfolgen. Dann haben wir eine eigene Trainingsstätte. So können wir unseren Mitgliedern und denen, die es werden wollen, etwas Besonderes anbieten und haben eine gute Perspektive für die Zukunft.
 
Wer den Amboss besser kennenlernen will, kann es nicht nur über den bereits erwähnten Youtubekanal machen, sondern auch über die Homepage, Instagram oder Facebook. Nicht nur Cheerleader*innen oder Spieler*innen sind hier willkommen, sondern auch alle Arten von Ehrenamtlichen. Kein Verein kommt ohne sie aus! 
Oliver Jungnitsch für NRW Football führte das Interview mit Christian Müller. Christian bot sich ausdrücklich zum Austausch über die Vereinsgrenzen hinweg an. „Nur gemeinsam kann durch diese schwere Zeit halbwegs gut kommen“, war sein Statement zum Abschluss. Hier ist die Mailadresse von Christian Müller: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

Das Interview mit Christian Müller führte Oliver Jungnitsch von NRW Football.

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